Fit für die Röhre

panic delete

Neulich sagte mir eine Kursteilnehmerin:

„Nächste Woche muss ich in die Röhre, und ich habe panische Angst davor. Letztes Mal musste ich nach wenigen Sekunden abbrechen. Jetzt kann ich schon nicht mehr schlafen vor Angst. Immer sehe ich diese Röhre … Hast du eine Idee, was ich da machen könnte?“

 

Spontan sind mir drei hilfreiche Strategien eingefallen.

1. Verdrängen, vermeiden:

Wenn du dich total überfordert fühlst, kannst du das Problem erst einmal beiseite schieben, dich also sedieren lassen. Dann bekommst du dein MRT, hast aber immer noch Angst davor. Das Problem bleibt also ungelöst und verschärft sich womöglich, weil du dich als jemanden erlebst, der mit dieser Situation nicht umgehen kann.

2. Ängste auflösen:

Du kannst dich von den äußeren Umständen lösen – im MRT selbst, aber auch schon vorher, wenn die Angst dich überkommt. Stattdessen wendest du dich dir selber zu und erforschst, wie genau sie sich in deinem Körper anfühlt, z. B. „Oh, wie schnell mein Herz doch schlägt. Und, ah, im Bauch klumpt sich was zusammen. Der Kiefer ist ganz fest. Interessant! Und es bringt mich nicht um. Ich kann das aushalten. Wow, was bin ich doch mutig!!!“

Auf diese Weise kämpfst du NICHT gegen die Angst; das würde sie nur stärker machen. Du fachst sie aber auch nicht immer wieder neu an durch Gedanken an die Röhre und dass du das nicht aushalten kannst. Darum wird sie schnell in sich zusammenfallen, beim nächsten Mal schwächer sein und schließlich ganz verschwinden.

3. Ein Gefühl von Sicherheit kultivieren:

Ist der Körper entspannt, denkt der Panikmacher im Kopf, also das Stammhirn, dass alles in Ordnung ist. Hierzu praktizierst du die Entspannungs-Methode, die bei dir am besten funktioniert, z. B. progressive Muskelentspannung, Bodyscan, Bienensummen, Bauchatmung mit verlängertem Ausatmen etc. Auch entspannende Musik kann hilfreich sein oder beruhigende Sätze, die du dir selber sagst. Beruhigend wirken auch innere Bilder, zum Beispiel die Vorstellung eines sicheren Ortes, eines Berges oder eines Menschen, der dir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt, etc.

So pflanzt du schöne Blumen in deinem inneren Garten. Entweder dorthin, wo zuvor die Angst war (nach Methode 2). Oder an alle möglichen Stellen, sodass sie das Angst-Unkraut mehr und mehr verdrängen.

8 Gedanken zu „Fit für die Röhre“

  1. Hallo Karin,
    Danke für den schönen newsletter ;))
    Ist ja von berufswegen, genau mein Thema.
    … habe des öfteren mit Platzangst-Patienten zu tun und weiß, wie schwierig dies zu händeln ist…. ich kann das „Prinzip Angst“ gut nachvollziehen, da ich Angst vor Hunden habe und weiß, daß das Rationale und Logische dann ausgeschaltet ist …
    Und genau das ist wiederum mein Vorteil ;)) … ich bin unter den Kolleginnen die „Platzangst-Flüsterin“ …meine Geheimwaffe ist mein „Therapie-Frosch“ – ein Plüschfrosch, der vor allem habtisch der schön ist. Diesen Frosch müssen die Patienten mit beiden Händen umschließen und auf ihn aufpassen – im Gegenzug passt der Frosch auf die Patienten auf = das ist der Deal = und es funktioniert. ;))
    Es gibt natürlich auch andere Fälle, die nur mit Sedierung funktionieren… schwere Fälle gehen trotz allem, gar nicht….

    Auf meiner nächsten walking-Runde, auf der Hunde nicht lange auf sich warten lassen … werde ich Punkt 2 beherzigen … und Punkt 3 weiter kultivieren ;)) und vielleicht kann ich irgendwann ganz getrost auf „PANIC DELETE“ drücken…

    In diesem Sinne – LG Jana

    1. Sehr gute Idee, das mit dem Frosch, liebe Platzangst-Flüsterin.

      Angst vor Hunden kenne ich gut, sehr gut. Besonders vor großen, frei laufenden Hunden mit Herrchen aus bildungsfernen Schichten …

      Die o.g. Strategien haben mir dabei sehr geholfen. Und auch mehr Wissen darüber, wie Hunde ticken, wie ich welche Signale aussenden kann, und das Kultivieren von Freundlichkeit ihnen gegenüber.

      Fröhliches Walken und LG
      Karin

  2. Hallo liebe Karin,

    das Problem kenne ich, leider war ich im Kurzurlaub wir haben uns Ruinen angesehen, und ich musste auf den noch vorhandenen Turm. Die steinerne Wendeltreppe wurde nach oben ihn immer enger. Mein Herz schlug mit bis zum Hals raus, ich hatte totale Panik. Oben angekommen musste ich einige Zeit warten bis ich den Abstieg wagen konnte. Es verfolgt mich nachts in meinen Träumen, ich wache dann Schweißgebadet auf. Tiefes Atmen hilft mir danach, nicht in dem Moment des Traumes.
    Die Träume werden seltener, ich hoffe sie sind bald ganz weg.

  3. Das Mysterium der Angst überrascht auch mich seit vielen Jahren in unterschiedlichsten Gewändern, oft aus heiterem Himmel, und ich habe im Laufe der Jahre erfahren, dass je mehr ich dagegen kämpfte, versuchte mich zu beherrschen, umso lauter wurde die Stimme, wie ein Sirenen-Chor…
    Die Lösung ist für mich
    1. das wohlwollende Begrüßen: „ach, hallo, Angst, wie geht’s Dir denn so, lange nicht gesehen…“
    2. das bewusste WEG-Atmen: Gedanke (einatmen), und tief AUS-ATMEN, Gedanke, AUSATMEN, Gedanke, AUSATMEN…
    3. das bewusste Konzentrieren auf (nacheinander) je: 3 Dinge, die man sieht, -3 Dinge, die man hört und -3 Dinge, die man fühlt, usf.
    4. sich das Handy nehmen und mit der Soundrekorder-App alles spontan draufquatschen, was einem gerade so in den Sinn kommt (wirkt wie ein „von der Seele reden“ enorm erleichternd)
    Und mit dieser Strategie im „Erste-Hilfe-Koffer“ wird auch meine „Angst vor der Angst“ allmählich immer seltener.

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