Das Temperaturempfinden ist bekanntlich unterschiedlich. Was dem einen einen Kälteschock einjagt, sorgt bei anderen für Verbrennungen dritten Grades.
Um alle Teilnehmenden zufrieden zu stellen, habe ich als Yogalehrerin gern eckige Eier gelegt und die Fenster immer auf und zu gemacht. Und die Heizung an und aus.
Alles gleichzeitig.
Leider ist das seit Aschermittwoch nicht mehr möglich.
Und nun?
Auf der Suche nach einer Antwort habe ich mir einfach mal angeschaut, wozu die Kurse gut sein sollen. Zur Entspannung zum Beispiel. Und für die Gesundheit. Schließlich werden sie – anders als Rugby, Boxen und Schneckenrennen – von den Gesundheitskassen bezuschusst.
Aber was genau dient der Gesundheit und Entspannung?
Wärme zum Beispiel, weil
– die Muskeln dann besser arbeiten und sich leichter dehnen lassen;
– verklebte Faszien sich leichter lösen;
– die Gelenke besser durchsaftet werden;
– Schweiß den Körper von Giftstoffen befreit;
– sie präventiv wirkt, denn ein kalter Luftzug auf schweißnasser Haut kann u. a. zu einer Erkältung, einer Zerrung oder einem steifen Hals führen;
– sie eine tiefere Entspannung ermöglicht, da die Muskeln sich bei Kälte unwillkürlich anspannen, um die Körpertemperatur auf über 36 Grad zu halten.
Und Ruhe …
Darum neige ich dazu – zumindest zur Entspannung – die Fenster zu schließen, weil dann weniger Außengeräusche eindringen. Diese mögen subjektiv nicht als störend empfunden und ausgeblendet werden. Trotzdem kriegt das Unterbewusstsein alles mit und verhindert in der Regel eine wirklich tiefe Entspannung.
Nun machen manche Menschen sich gern Sorgen, sie bekämen nicht genug Sauerstoff. Doch ist das völlig unbegründet. Der Körper kann die gewohnte, fast 100%ige Sauerstoff-Sättigung des Blutes selbst dann aufrechterhalten, wenn der Sauerstoffgehalt der Atemluft auf die Hälfte sinken würde. Dies geschieht in meinen Kursen aber nie, da vorher und in den Pausen ausgiebig gelüftet wird.
Ein weiterer Pluspunkt für die geschlossenen Fenster: Der CO2-Gehalt der Luft steigt moderat an. Dadurch schaltet sich der Parasympathikus an, also der Teil des Nervensystems, der u. a. für Entspannung, Regeneration und den Aufbau des Immunsystems sorgt. Genau das ist gewollt! Außerdem weiten sich durch das CO2 die Blutgefäße, sodass mehr Sauerstoff tiefer ins Gewebe dringt. Paradox, aber wahr: Bei geschlossenem Fenster bekommt der Körper oft MEHR Sauerstoff.
Umgekehrt verengen sich bei Stress die Blutgefäße. Subjektiv meint man dann, ganz viel Luft zu brauchen. Im Extremfall führt das zur Hyperventilation, und man stülpt solchen Menschen eine Tüte über den Kopf. In leichteren Fällen reicht es, mal die Luft anzuhalten. Oder das Fenster zu schließen.
Andererseits ….
fühlen sich manche Menschen bei Wärme so unwohl, dass sie dabei in Stress geraten. Das ist natürlich auch nicht Sinn der Sache.